Bei der Eröffnung eines Standortes im Ausland steht ein Unternehmen vor vielfältigen Herausforderungen. Eine Präsenz in den USA aufzubauen, bedeutet, zahlreiche Aufgaben zu meistern, darunter unterschiedliche regionale Vorschriften, variierende Geschäftskosten und verschiedene kulturelle Bedingungen zu analysieren und gegeneinander abzuwägen. Die Komplexität des US-Markts erfordert von Unternehmen mitunter die Berücksichtigung von Faktoren wie geographische Nähe zu Kund:innen und Industrieclustern, Verfügbarkeit von Onboarding-Programmen und qualifizierten Arbeitskräften, Energiekosten und -verfügbarkeit, eine hinreichende Verkehrsinfrastruktur bis hin zu umweltgeologischen Parametern. Bei der Bewertung potenzieller Standorte für Investitionen müssen Unternehmen deshalb eine Vielzahl wichtiger Aspekte berücksichtigen. Nachfolgend erläutern wir die wichtigsten Faktoren.
Für Unternehmen stellt sich zunächst oft die grundsätzliche Frage, ob sich die Investition in ein Büro, ein Logistikzentrum oder eine Produktionsstätte in den USA lohnt.
Hat ein Unternehmen wichtige Kunden, die in den USA ansässig sind und die wesentlich effizienter vor Ort bedient werden könnten oder ist das Potenzial groß, den Kundenstamm durch eine eigene Ansiedlung im US-Markt erheblich zu erweitern, macht der Schritt über den Atlantik aus unternehmerischer Sicht oftmals Sinn.
Bei der darauffolgenden Entscheidung, wo genau in den Vereinigten Staaten der beste Standort für die neue Fertigungsanlage oder das Büro liegt, sind neben der geographischen Nähe zum Kunden jedoch zahlreiche weitere Aspekte zu berücksichtigen.
Die USA besteht aus mehr als 3.000 Landkreisen in 50 Bundesstaaten, von denen jeder seine eigenen Geschäfts- und Steuervorschriften, finanziellen Anreizmechanismen, Arbeitsmarktbedingungen und Umwelteinflüsse hat. Das Sammeln und Verarbeiten dieser Informationen kann herausfordernd sein, und der optimale Einstiegspunkt ist oft schwer zu bestimmen.
Die Errichtung einer Produktionsstätte in der Nähe des größten Kunden mag naheliegend erscheinen, ist jedoch nicht immer die beste Strategie. Weitere zentrale Faktoren, die die langfristige Rentabilität des Standorts beeinflussen, sind u. a.
Bevorzugte Regionen für Warenaustausch und Vor-Ort-Investitionen hängen immer von der jeweiligen Industrie und dem Herkunftsland ab. Deshalb ist eine grundsätzliche Aussage darüber, welche US-Regionen besonders attraktiv sind, schwierig.
So orientiert sich beispielsweise die Automobilindustrie neben dem Mittleren Westen und dabei insbesondere Michigan, Ohio und Indiana seit den frühen 2000er Jahren stark auf den Südosten, wobei besonders North Carolina, South Carolina und Georgia bedeutende Investitionen aus Deutschland anziehen.
Staaten mit einer großen spanischsprachigen Bevölkerung, wie Florida oder Texas, sind tendenziell und wenig überraschend für Firmen aus Spanien attraktiv.
Zudem ist die Erreichbarkeit zu Verkehrsinfrastrukturen entscheidend, um die Transportkosten niedrig zu halten. US-Bundesstaaten mit gut ausgebauten Verkehrsnetzen, großen Häfen und internationalen Flughäfen bieten erhebliche logistische Vorteile.
Kalifornien, Texas und New York sind Beispiele für Staaten mit hervorragender Infrastruktur, die den Zugang zu nationalen und internationalen Märkten erleichtert.
Memphis, bekannt als "SuperHub" von FedEx, ist ein Beispiel für ein Transportzentrum mit umfassenden Versandmöglichkeiten per Luftfracht, Zugang zu Binnenwasserstraßen und wichtigen Eisenbahnverbindungen. So spielte etwa im Rahmen der neuen Ansiedlung der Schweizer Firma Georg Fischer Casting Solutions AG die geografische Lage sowie die sehr gute Verkehrsanbindung eine tragende Rolle bei der Entscheidung für den Bundesstaat Georgia als Investitionsstandort.
Einige US-Bundesstaaten bieten spezielle Logistik- und Industrieparks an, die Unternehmen durch günstigere Energiekosten oder maßgeschneiderte Logistiklösungen unterstützen. Diese Parks sind oft strategisch in der Nähe von wichtigen Verkehrsknotenpunkten gelegen, um den Warenfluss der Lieferketten zu optimieren.
Gerade die lokale Verfügbarkeit geeigneter Industrieflächen wird in wirtschaftlich dynamischen Regionen rund um boomende Großstädte wie z. B. Denver oder Charlotte zunehmend zu einer Herausforderung. Auch die Energieversorgung kann bei energieintensiven Produktionsverfahren ein regionales Ausschlusskriterium sein. Gerade die Ansiedlung internationaler Batteriehersteller oder Datencenter, kann die für weitere Industrieansiedlungen verfügbare Strommenge entscheidend beeinflussen. Deshalb sollten verfügbare und geeignete Industrieflächen sowie die lokale Energieinfrastruktur als zentrales Element der Standortwahl und möglichst früh im Prozess analysiert werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Standortplanung in den Vereinigten Staaten ist die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften. Denn ohne den konkreten Plan US-Fachkräfte in Ihrem Unternehmen anzustellen, haben Sie keine Chancen ein US-Arbeitsvisum genehmigt zu bekommen. Sie müssen den US-Behörden sehr deutlich aufzeigen, dass Ihr Unternehmen einen Mehrwert auf dem US-Markt bietet, zum Beispiel durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für US-Bürger:innen.
US-Bundesstaaten mit einer hohen Konzentration von Universitäten und Forschungseinrichtungen, wie Massachusetts und Kalifornien, bieten Zugang zu einem großen Pool hochqualifizierter Arbeitskräfte. Diese Staaten fördern aktiv die Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen und Unternehmen, um sicherzustellen, dass die Ausbildung den Bedürfnissen der Industrie entspricht.
In einigen Bundesstaaten gibt es sogar spezielle Initiativen, um die Ausbildung in bestimmten Sektoren zu fördern. Zum Beispiel bietet North Carolina Programme zur Ausbildungsförderung in den Bereichen Biotechnologie und Life Sciences, während Georgia Initiativen zur Unterstützung der Luft- und Raumfahrtindustrie hat. Die Verfügbarkeit von Fachkräften und spezifischen Ausbildungsmöglichkeiten kann daher ein entscheidender Faktor bei der Standortwahl sein.
Ausbildungsprogramme in den USA
Im Dezember 2023 kündigte Miele eine neue Produktionsstätte in Opelika, Alabama, an, um die steigende Nachfrage nach deutschen Küchengeräten in den USA zu bedienen. Besonders relevant für die Entscheidungsträger war hier der Zugang zu qualifizierten Fachkräften und adäquaten Ausbildungsprogrammen.
Wirtschaftsförderungsorganisationen auf allen Ebenen können ausländische Unternehmen dabei unterstützen, passende Ausbildungsprogramme zu identifizieren oder gemeinsam zu entwickeln.
Das Georgia "Quick Start"-Programm ist als ein Beispiel zu nennen. Es verbindet (zukünftige) Arbeitgebende mit lokalen und technischen Hochschulen, um gemeinsamen Ausbildungsprogramme zu erstellen, die dem Fachkräftebedarf des jeweiligen Unternehmens entsprechen.
Für die Bewertung potenzieller Investitionsstandorte in ein gutes Verständnis für die existierenden finanziellen Anreizmechanismen und Steuersysteme in den USA unabdingbar. Denn Steueranreize sowie Steuererlasse können in den Vereinigten Staaten erheblich variieren, sowohl in ihrer Art und ihrem Umfang als auch die grundsätzlichen Förderbedingen betreffend. Das heißt, dass die verschiedenen US-Bundesstaaten unterschiedliche Anreize und Unterstützungsmöglichkeiten bieten, die spezifische Branchen fördern und den Markteintritt enorm erleichtern können.
Finanzielle Fördermöglichkeiten beinhalten dabei
Zum Beispiel ist Delaware bekannt für sein unternehmensfreundliches Steuerumfeld, was es zu einem beliebten Standort für Unternehmensgründungen macht. Andere Bundesstaaten wie Texas und Florida erheben keine Einkommenssteuer, was für viele Unternehmen attraktiv ist.
Wie erwähnt bieten einige Bundesstaaten spezielle Programme zur Unterstützung bestimmter Branchen an. Kalifornien zum Beispiel hat umfangreiche Förderprogramme für die Technologie- und Filmindustrie, während Staaten wie Michigan und Ohio gezielt die Automobilindustrie unterstützen. Diese Programme können in Form von Steueranreizen, Forschungs- und Entwicklungsgeldern oder Infrastrukturinvestitionen angeboten werden.
Dennoch sollten Anreize die Standortentscheidung lediglich ergänzen, nicht aber dominieren. Eine gründliche Recherche und sorgfältige Prüfung aller relevanter Faktoren sind unerlässlich, um den tatsächlichen Wert der zur Verfügung stehendenden finanziellen Fördermöglichkeiten und die damit verbundenen Anforderungen zu verstehen.
Seit vielen Jahren ist der US Visa Service Mitglied beim TBIC – Transatlantic Business & Investment Council und somit Teil eines umfangreichen internationalen Netzwerks. Der TBIC hat als führender Vertreter der nordamerikanischen Wirtschaftsförderungsorganisationen in Europa das Ziel, den transatlantischen Handel und Investitionen zu fördern.
Zu den internationalen Mitgliedern des TBIC gehören unter anderem verschiedene Vertreter aus über 100 US-Regionen, die als Netzwerk europäische Investoren dabei unterstützen, geeignete US-Standorte für ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zu finden und ihnen den Zugang zum US-Markt zu erleichtern.
Cluster sind geografische Konzentrationen von miteinander verbundenen Unternehmen, spezialisierten Zulieferern, Dienstleistern und zugehörigen Institutionen in einem bestimmten Sektor. Sie fördern Innovation und Effizienz und sind daher attraktive Investitionsstandorte.
Zu den bedeutendsten Clustern in den USA gehören das Silicon Valley für die Tech- und IT-Industrie, Detroit für die Automobilindustrie, New York City für Finanzdienstleistungen und Boston für Biotechnologie.
Unternehmen profitieren von Clustern durch den Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften, etablierten Lieferketten, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie durch vielfältige Netzwerk- und Kooperationsmöglichkeiten. Für ausländische Unternehmen bietet die Ansiedlung in einem Cluster einen Wettbewerbsvorteil, indem sie bestehende Netzwerke und Ressourcen nutzen und ihre Innovations- und Wachstumskapazitäten in einem unterstützenden Umfeld stärken.
Ein Nachteil kann aber sein, mit in den USA bekannteren Unternehmen um lokale Arbeitskräfte zu werben.
Die Suche nach dem richtigen Standort für Ihr Unternehmen in den Vereinigten Staaten ist von großer Bedeutung. Doch das Potenzial von 50 US-Bundesstaaten und über 3.000 Landkreisen in den USA zu beurteilen, ist und bleibt eine Herausforderung.
Nutzen Sie für Ihre Standortwahl in den USA die Expertise und das Netzwerk von unserem Partner TBIC (Transatlantic Business & Investment Council).
Quelle:
© Transatlantic Business and Investment Council (TBIC), LP
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